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Sonnenlicht

Schützt Sonne vor Demenz?

Alzheimer vermeiden durch Sonnenbaden? Klingt verlockend. Tatsächlich deuten Forschungen auf einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Versorgung und Demenz hin. Doch die Wirklichkeit ist komplex. Und viele Aussagen bleiben spekulativ.

Unbestritten ist: Sonnenlicht ist die wichtigste natürliche Quelle für den Körper, um Vitamin D herzustellen. Seit langem bekannt ist der positive Einfluss von Vitamin D – das genau genommen kein Vitamin, sondern ein Hormon ist – auf die Knochensubstanz. Die Knochen sind mit Rezeptoren ausgestattet, an denen das Vitamin D andocken kann. In den Zellen wirkt es dann wie ein Schalter, der zahlreiche Gene aktivieren und steuern kann.

Auch andere Organe scheinen Vitamin D aufnehmen und für ihren Zellstoffwechsel verwenden zu können. Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass die Bedeutung des „Sonnenhormons“ für Gesundheit und Wohlbefinden größer ist, als bisher vermutet. Dabei handelt es sich jedoch zum jetzigen Zeitpunkt mehrheitlich um Annahmen, die Ärzte und Wissenschaftler aus den Beobachtungen zahlreicher Studien weltweit ins Feld führen.

So vermuten Mediziner der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore, dass Menschen mit Vitamin-D-Mangel ein um 26 Prozent erhöhtes Risiko haben, an einem Herzinfarkt zu sterben. Auch die Gefahr für Krankheiten wie Multiple Sklerose und Parkinson könnte steigen. Aber auch hier: Fakten und wissenschaftliche Belege, um eindeutige Ergebnisse zu erlangen, fehlen. Die meisten Forschungen kommen in ihren Resümees zu dem Schluss, dass weitere Forschungen und Untersuchungen nötig und/oder ratsam seien. Studien müssen größer und über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden, um definitive Schlüsse ziehen zu können.

Es gibt Hoffnung, aber noch nicht ausreichend Beweise

Neuere Untersuchungen belegen auch einen Zusammenhang zwischen der Menge an Vitamin D im Körper und Demenzerkrankungen. Vitamin-D-Mangel ist im Alter verbreitet. Das liegt daran, dass sich besonders in den Industrieländern ältere Menschen seltener draußen aufhalten. Demenz könnte eine mögliche Folge sein; zu dem Ergebnis kommt eine Langzeitstudie der University of Exeter mit 1.658 Amerikanern.

Sechs Jahre nach der Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels in ihrem Blut wurden die Teilnehmer erneut untersucht. Personen mit einem sehr schweren Vitamin-D-Mangel waren mehr als doppelt so häufig an einer Demenz erkrankt. Bei Teilnehmern mit einem leichten Mangel stellten die Forscher ein immerhin noch um 53 Prozent erhöhtes Risiko fest.

Wenn Sonne unter die Haut geht

Vitamin D spielt in einigen Beiträgen auf unserer Sonnenseite eine Rolle. Der Grund ist einfach: Vitamin D steht in engem Zusammenhang zur Sonne und ist nach­ge­wie­se­ner­ma­ßen für einige Prozesse im menschlichen Körper sehr wichtig.

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Das ist zunächst nur eine statistische Korrelation und noch kein Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang. Wie ein Vitamin D-Mangel die Gedächtniszentren des Gehirns schädigen könnte, ist nicht genau bekannt. Die Forscher vermuten, dass auch Hirnzellen über Rezeptoren für Vitamin D verfügen. Auch ein bestimmtes Enzym, das für die Herstellung der bioaktiven Form des Vitamins benötigt wird, soll nach ihren Vorstellungen im Gehirn verbreitet sein. Genauso wie die Makrophagen, die in den Zellen als Müllabfuhr fungieren. Sie beseitigen und recyceln Ablagerungen und Überbleibsel des Zellstoffwechsels.

Kann man eine Demenz also durch kontinuierliche Vitamin-D-Einnahme oder gar regelmäßiges Sonnenbaden verhindern? Wohl kaum, diese Hoffnung bestätigen die Forschungsergebnisse nicht. Auch ob Alzheimer und Demenz durch einen Mangel des „Sonnenhormons“ ausgelöst werden können, bleibt unbestätigt. 

Bewiesen ist aber wohl, dass ein deutlicher Zusammenhang zwischen Demenz und Vitamin-D-Mangel besteht. Das Sonnenhormon kann die Erkrankung vermutlich nicht verhindern. Aber es sieht ganz so aus, dass es den Krankheitsverlauf bei Demenz bremsen kann.

Die Wissenschaft steht beim Thema „Vitamin D“ noch ziemlich am Anfang. Es gibt Hinweise, dass Vitamin D mehr kann, als sich „nur“ um die Knochen zu kümmern. Es gibt bei einigen Krankheiten durchaus Hoffnung, dass Vitamin D den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Aber, auch das ist ziemlich eindeutig: Solange es keine wissenschaftlichen Belege und aussagekräftigen Antworten gibt, sollten die Hoffnungen auf Wunderdinge von Vitamin D nicht zu sehr genährt werden. Das ändert aber nichts an einer Erkenntnis: Vitamin D ist wichtig. Auch mit dem jetzigen Stand der Wissenschaft.