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Trends & Co.

Die Geschichte der Kosmetik ist lang

Man könnte meinen, Kosmetik sei eine Erfindung der letzten 100 Jahre. Dabei gibt es sie fast so lange, wie es Menschen gibt.

Männer und Kosmetik. Eine Geschichte für sich, eine kurze zudem. Könnte man annehmen. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Männer, die regelmäßig Kosmetika verwenden, wieder enorm gestiegen. Aber erinnern Sie sich noch an Zeiten, in denen Machos und harte Typen, zumindest in Film und Fernsehen, das Sagen hatten? Schimanski, Rocky & Co. Die brauchten doch keine Kosmetik, um Wirkung zu erzielen, geschweige denn, um besser auszusehen, oder? Natürlich, robust, zuweilen etwas ungepflegt daherkommend. Das reichte ihnen. Vielleicht war es ihnen auch einfach nicht “männlich” genug, sich über Gebühr zu pflegen oder gar zu schminken. Darüber reden wollte schon gar keiner. Um es vorweg zu nehmen: Heute ist das wieder anders.

Dabei zeigen die Geschichtsbücher: Von Beginn an war Kosmetik für Männer und Frauen gleichermaßen wichtig. Das schließt neben der pflegenden Kosmetik sogar die dekorative mit ein. Männer haben sich früher richtig geschminkt.

Aber, was bedeutet Kosmetik eigentlich?

Das Wort “Kosmetik” stammt vom altgriechischen “kosmetikós” ab. “Kosméo“ bedeutet so viel wie “ordnen”, “schmücken”, “verzieren”. Die heutige rechtliche Definition eines Kosmetikums ist in der EU-Kosmetikverordnung ((EG) Nr. 1223/2009) klar definiert. Es werden nur Substanzen als Kosmetik bezeichnet, die dafür vorgesehen sind, äußerlich mit dem menschlichen Körper (Haut, Nägel, Haare), den Zähnen und den Mundschleimhäuten in Berührung zu kommen.

Definition „kosmetisches Mittel“

Stoffe oder Gemische, die dazu bestimmt sind, äußerlich mit den Teilen des menschlichen Körpers (Haut, Behaarungssystem, Nägel, Lippen und äußere intime Regionen) oder mit den Zähnen und den Schleimhäuten der Mundhöhle in Berührung zu kommen, und zwar zu dem ausschließlichen oder überwiegenden Zweck, diese zu reinigen, zu parfümieren, ihr Aussehen zu verändern, sie zu schützen, sie in gutem Zustand zu halten oder den Körpergeruch zu beeinflussen

Ihre Aufgaben:

  • zu reinigen
  • zu parfümieren
  • das Aussehen zu verändern
  • zu schützen
  • in gutem Zustand zu halten
  • oder den Körpergeruch zu beeinflussen

Die EU-Kosmetikverordnung legt auch sehr genau fest, welche Konservierungsmittel, Sonnenfilter und bestimmte andere Inhaltsstoffe in einem kosmetischen Produkt angewendet werden dürfen und welche nicht. Sie regelt auch andere rechtliche Rahmenbedingungen für Kosmetika, wie z.B. Rahmenbedingungen zu Werbeaussagen, Informationspflichten, Sicherheitsbewertung, und Registrierung der Produkte.

Schönheit und Vollkommenheit

Wenn wir an die Anfänge der Kosmetik denken, dann kommen sofort die Ägypter in den Sinn. Die Zeit des alten Ägyptens gilt als wahre Geburtsstunde der Kosmetik. Obwohl bereits Funde aus der Steinzeit darauf hinweisen, dass bereits die Höhlenmenschen Öle, Salben und Farben zur Pflege ihrer Haut benutzt zu haben scheinen, waren es die Ägypter, die ihr Wissen über Körperpflege und dekorative Veränderungen am Aussehen niedergeschrieben und weitergetragen haben.

Und es waren Männer und Frauen, die sich der Körperpflege verschrieben haben. Kosmetik war nicht die Sache der Frau allein. Auch wenn es die Bilder von Nofretete und Kleopatra sind, die Schönheit zum Ausdruck bringen, kennen wir aber auch die Darstellung von den mit Kohle geschminkten Augen der Pharaonen.

Als kosmetisches Mittel seiner Zeit wurden einer Basis aus Fett und Wachs Pigmente von z.B. Malachit, Lapislazuli oder Zinnober zugeführt. Die Ägypter waren auch sehr Hygiene-bewusst und haben sich regelmäßig gereinigt. Auch wohlduftende Inhaltsstoffe wurden verwendet, um ihre Körper zu parfümieren.

Kosmetik und Medizin verschmolzen

Dabei muss man wissen, dass es keine Unterteilung zwischen Kosmetik und Medizin gab. So diente das Schminken, den berühmten dicken schwarzen Lidstrich um die Augen hat sicher jeder schon einmal gesehen, wahrscheinlich in erster Linie dem Schutz vor Entzündungen, Insekten und der intensiven Sonneneinstrahlung im heißen Ägypten.

Es wurden dabei verschiedene giftige Stoffe verwendet. Aus Unwissenheit um ihre Gefahren wäre anzunehmen. Das mag zwar auch stimmen, jedoch haben Wissenschaftler bei Untersuchungen herausgefunden, dass die teils bleihaltigen Stoffe ganz bewusst und aus medizinischer Sicht beigefügt wurden. Sie sollten nicht nur Schädlinge bekämpfen, sondern gleichzeitig auch das Immunsystem stimulieren.

Auch die Wirkung der Aloe vera wurde wohl von den Ägyptern entdeckt. Sie wurde zur Haut- und Schönheitspflege verwendet, und Nofretete und Kleopatra schworen auf diese Pflanze der Unsterblichkeit.

Generell stand im alten Ägypten Schönheit und Vollkommenheit ganz oben. Körperpflege, Reinheit und ästhetische Veränderungen in Form von dekorativer Schminke (Kajal, Lidschatten) gehörten zur Kultur und dem Glauben.

Öle, Salben und Duftstoffe wurden nicht nur bei den Lebenden angewendet, man findet diese Ingredienzen auch als Grabbeilage in den Pyramiden der Pharaonen. Die Einbalsamierung der Toten diente dazu, genau diese Schönheit und Vollkommenheit mit ins Jenseits zu nehmen.

Gesunder Geist – gesunder Körper

Das Wissen der Ägypter wurde von den alten Griechen übernommen und weiterentwickelt. Die Griechen verwendeten gerne Olivenöl und Honig basierte Kosmetik. Hier stand der gesunde Geist dem gesunden Körper gegenüber. Auch hier spielte die Körperpflege eine große Rolle. Neben der Anwendung von Salben und Ölen kamen Sport und gesunde Ernährung hinzu. 

„Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein” gehört zu einem der bedeutendsten und berühmtesten Zitate vom griechischen Arzt Hippokrates, auf dessen Eid auch heute Mediziner weltweit schwören. Er galt als Begründer der modernen Medizin als Wissenschaft, verfasste aber auch Rezepte zur kosmetischen Anwendung von Kräutern und Pflanzen.

Weiterführende Infos

Zahlreiche Rezepte aus der Zeit wurden aufgeschrieben und überliefert. Wer sich die berühmte “Papyrus Ebers”, eine medizinische Schrift, einmal genauer anschauen möchte, der findet unter:

Science in Ancient Egypt

und 

Papyrus-Project 

alle vorliegenden Informationen zu diesem Papyrus.

Auch die Römer übernahmen den „Körperkult”. Öle, Honig, Früchte und Duftsalben wurden eingesetzt. Der gute Geruch gehörte im alten Rom zum guten Ton und nahm an Wichtigkeit zu. Körperpflege und pflegende Kosmetik spielte weiter eine große Rolle. Bade- und Barbierstuben sorgten für Hygiene, Gesundheit und gutes Aussehen. Es wurden Kräuterkompressen, Gesichtsdampfbäder, Aufgüsse und vieles mehr angeboten.

Die alten Völker der mediterranen Gegenden waren nicht die einzigen, die Kosmetik entwickelten – rund um den Globus finden wir Hinweise. Ob in China, Indien, Indonesien oder in anderen Ländern, Kosmetik war damals wichtig.

Es fängt an zu müffeln

In der Zeit, als das Christentum mehr und mehr Einfluss gewann, rückte die Bedeutung der Kosmetik, der dekorativen im Besonderen, in den Hintergrund. Es galt als verpönt, sich mehr um sein Aussehen als um sein Inneres zu kümmern. Salben und Öle sollten nur noch für medizinische Zwecke eingesetzt werden. Eitelkeit und Streben nach Schönheit durfte man sich nicht mehr leisten. Das Aufkommen von Seuchen führte zur Schließung der beliebten Badeanstalten. Für die Hygiene der Menschheit eine Katastrophe.

Eine Veränderung bezüglich der dekorativen Kosmetik tritt dann wieder ab der Renaissance ein. Männer und Frauen legten wieder verstärkt Wert auf ihr Erscheinungsbild. Das Leben erwachte wieder in den Gesichtern. 

Cremes, Puder und Parfüms hielten Einzug, besonders in den Adelsschichten. Für die angesagte Blässe im Gesicht, es war trendig, sich fast weiß zu schminken, wurde sogar die Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Giftiges Bleiweiß sollte für den angesagten Teint sorgen. „Wer schön sein will, muss leiden” – ein Spruch, der gut und gerne in dieser Zeit hätte fallen können. Pflaster, sogenannte Mouches, waren bei den Damen angesagt. Damit wurden Hautunreinheiten, Narben u.ä. verdeckt. Zudem bildeten sie einen starken Kontrast zum extrem hellen Erscheinungsbild und wurden sogar zu Flirtzwecken eingesetzt.

Was die Hygiene anging, da haben sich diese Epochen nicht mit Ruhm bekleckert, nicht einmal mit klarem Wasser. Dieses war zum Wäsche waschen da, nicht aber, um sich selbst zu reinigen. Puder und Parfüms wurden schichtweise, Tag für Tag aufgetragen, um die aufkommenden Gerüche irgendwie ertragen zu können.

Zurück zur Normalität”

Bis in die heutige Zeit hat sich das Verhältnis zur Kosmetik und besonders auch zur Hygiene und Körperpflege generell wieder normalisiert. Auch heute gibt es Extreme und Trends. Doch das Bedürfnis nach Körperpflege und die Möglichkeiten Kosmetik zu nutzen, pflegerisch und/oder dekorativ, sind so groß wie in keiner Zeit davor.

Jedem ist es möglich, sich selber zu gestalten, sich etwas Gutes zu tun und sich wohl zu fühlen, ohne dass er dabei seine Gesundheit aufs Spiel setzen muss. Keiner muss sich rechtfertigen, warum er sich schminkt, oder warum nicht. Und heute, wie auch schon bei den alten Ägyptern gilt: Kosmetik ist für Frauen UND für Männer da.