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Haarpflege & Co.

Mathilda Harper - Pionierin der Haarpflege

Ein Dienstmädchen aus Kanada hatte eine Vision und lebte ihren Traum. Mit ihrer Vision änderte sie eine komplette Branche, brach gesellschaftliche Grenzen auf und definierte Schönheit neu. Es ist die Geschichte von Martha Matilda Harper. Eine, die fast in Vergessenheit geriet. Dabei ist es die Geschichte eines amerikanischen Traums, von Schönheit und von Wellness.

Bereits als Kind musste Martha Matilda Harper, geboren am 10. September 1857 in Ontario, Kanada, als Dienstmädchen arbeiten. Zugang zu einem privilegierteren Leben, zu Wohlstand und Bildung schien in unerreichbarer Ferne zu liegen. Und doch schaffte es Harper einen Weg hinauszufinden. Auch wenn heute kaum jemand ihren Namen kennt: So hat sie dennoch ihre Spuren hinterlassen. 

Behilflich dabei war einer ihrer letzten Arbeitgeber. Harper arbeitete im Haushalt eines Arztes, der sich unter anderem mit dem Thema Haare beschäftigte und ein spezielles Haarwasser zur Wachstumsförderung entwickelt haben soll. Die Formel für dieses Tonikum bekam Harper mit auf ihren Weg nach Rochester, wo ihre eigene Geschichte so richtig ins Rollen kam. 

Aus dem Dienstmädchen Harper wurde spätestens 1888 die Unternehmerin Martha Matilda Harper, Expertin für Schönheit und Wellness. Sie hatte Geld gespart und an der Herstellung ihres Haarwassers gearbeitet. 1888 eröffnete sie schließlich ihren ersten Harper-Shop, einen Haarsalon, der die obere Gesellschaft bediente. Bis dato hatten Frauen sich daheim die Haare selbst gemacht, oder besaßen so viel Geld, dass Friseure zu ihnen nach Hause kamen. Harper hatte eine andere Idee. Sie holte sich die Kunden ins eigene Geschäft und hatte dabei einen viel größer gedachten Ansatz im Kopf. Sie wollte mehr als „reine“ Haarschneiderei. 

Gewinn war nicht alles

Harper, mit viel Fleiß, Ehrgeiz und Selbstbewusstsein ausgestattet, hielt nicht viel von chemischen Stoffen in kosmetischen Pflegeprodukten und setzte stattdessen größtenteils auf natürliche Inhaltsstoffe in ihren Produkten. Sie setzte einen Trend, der über 100 Jahre später bei uns einen enormen Aufschwung erfahren sollte. Hier setzte Harper ihre erste Spur im Bereich der kosmetischen Industrie. Auch wenn sie Geschäftsfrau war, so verzichtete sie z.B. auf synthetische Farbstoffe oder chemische Dauerwellen, obwohl deren Einsatz einen viel größeren Gewinn versprachen. 

Harper dachte bei all ihrem Erfolg nicht nur an sich und vor allem dachte sie groß. Schnell expandierte ihre Marke und eines der ersten Franchise-Unternehmen der Welt wurde geboren. Später sollten es weltweit mehr als 500 Harpershops geben. Eines war ihr dabei wichtig: Die ersten 100 Salons wurden an arme Frauen übergeben, die aus der gleichen Schicht kamen, wie sie selbst. Jede und jeder sollte Chancen auf ein besseres Leben, auf Erfolg und Selbstbestimmung haben. Dabei wurden die Frauen nicht allein gelassen. Harper sorgte dafür, dass ihre Agentinnen, wie sie ihre Frauen nannte, ausgebildet und geschult wurden. Der Versuch gesellschaftliche Schichten aufzubrechen, bzw. Chancengleichheit für alle Menschen zu schaffen, war sicher die nächste Spur Harpers in der Geschichte. 

Zur Methode Harper zählten aber auch Innovationen und Erfindungen, die jeder kennt, und von denen sicher jeder schon einmal profitiert hat. Wenn sie das nächste Mal bei ihrem Friseur entspannt im Liegesessel liegen, ihren Nacken in die Auswölbung des Waschbeckens legen, dann denken sie einmal kurz an dieses kleine Dienstmädchen aus Kanada. Denn die gilt als Erfinderin dieser Liege-, Sitz und Waschmöglichkeit in Frisiersalons. 

Die eigenen Haare als Werbebotschaft

Bei all ihrem Fokus auf das Thema Haare und Haarpflege, verlor Harper nie den Wohlfühlansatz und die Kraft der inneren Schönheit aus den Augen. Gesundheit und Wellness waren wichtige Faktoren in ihren Geschäften. Kunden und Kundinnen sollten sich geborgen und wohlfühlen. Kopf-, Gesichts-, und Schultermassagen gehörten zu ihrem Wellnessprogramm dazu. Ebenso das Angebot an Terminen in den Abendstunden, damit die Behandlungen ohne zeitlichen Stress stattfinden konnten. Kinderbetreuung gehörte natürlich auch dazu. All inclusive Beauty war für Harper quasi Standard und eine weitere Duftmarke, die sie gesetzt hat. 

Nicht zu unterschätzen für ihre Glaubwürdigkeit war ihr eigenes Aussehen. Sie trug die beste Werbebotschaft auf dem eigenen Kopf. Harpers Haare hatten eine atemberaubende Länge und dienten als bestes Anschauungsobjekt für ihre innovative Haarpflege. 

Und trotzdem schien die Geschichte dieses Dienstmädchens aus Kanada in Vergessenheit zu geraten. Dabei ist Martha Matilda Harper auch heute noch Teil unseres Lebens. Bei ihrem nächsten Besuch in einem Haar- und Wellnesssalons denken sie an sie, an Martha Matilda Harper. Sie wollte, dass es uns beim Thema Schönheit gut geht. 

Wer mehr über die Pionierin der Haarpflege erfahren möchte. Jane R. Plitt hat eine Biografie über diese beeindruckende Frau geschrieben und unter dem Titel „Martha Matilda Harper and the American Dream: How One Woman Changed the Face of Modern Business“ veröffentlicht.