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Haarpflege & Co.

Haarpflege vor dem Shampoozeitalter

Die Haarpflege ist heute ziemlich einfach. Ab ins Geschäft und aus unzähligen Produkten und Formulierungen das passende Produkt aussuchen und anwenden. In den Epochen vor unserer Zeit mussten die Menschen schon kreativ sein, um sich der Haarpflege zu widmen. Teilweise wurde es auch bizarr und abenteuerlich.

Wenn man ein wenig in den Geschichtsbüchern stöbert, wird schnell klar, dass Haare schon immer eine große und wichtige Rolle für die Menschen gespielt haben. Zeichnungen und Abbildungen aus der Steinzeit vielleicht einmal ausgenommen. Oder ist Ihnen schon mal ein Neandertaler mit frisch frisierten und schön gepflegten Haaren unter die Augen gekommen? Für deren „Wildwuchs“ mag es aber gute Gründe gegeben haben. Doch auf diversen Gemälden, Zeichnungen und Porträts aus anderen Epochen sind oft, sehr oft sogar, Menschen mit perfekten Haaren abgebildet. Manchmal mit Perücken, manchmal mit dem eigenen Haar. 

Das Haar hatte Aussagekraft. Es spiegelte in einigen Zeiten, Stand, Religion und Gesundheit wider. Auch das Auftreten einer Glatze beschäftigte Menschen schon weit vor unserer Zeit. So ist es nicht verwunderlich, dass neben der reinen Haarwäsche, auch das Färben und Blondieren, die Haarentfernung, der Kampf gegen Haarausfall, Frisieren und Haarschnitt schon zur Haarpflege seit fast Menschengedenken gehörten. Eigentlich nichts Neues. So wie bei uns, könnte man meinen. 

Was unseren Vorfahren auch schnell klar wurde: Mit Wasser allein ist es nicht getan. Um dem Haar zu seiner Strahlkraft zu verhelfen, mussten Zusätze und Inhaltsstoffe gefunden werden, mit denen das Haar gepflegt, gesäubert und gestylt werden konnte. Dabei ist zu berücksichtigen, dass unser Haar in der heutigen Zeit viel mehr Stressfaktoren, anderen Belastungen und ganz anderen Umwelteinflüssen ausgesetzt ist als damals. Und trotzdem reichte Wasser allein schon früher nicht aus, um dem Haar zu helfen.

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Wir wollen jetzt nicht zu tief in die einzelnen Epochen abtauchen und auch die Rezepte nicht ausführen. Denn Sie werden bei der losen Auflistung der Ingredienzien feststellen, dass neben zahlreich bekannten Inhaltsstoffen, die auch heute noch in Kosmetikprodukten zu finden sind, auch einige abstruse und sehr gefährliche Stoffe verwendet wurden. Zur Nachahmung ist dies nicht empfohlen. 

Vieles liest sich wie eine Liste aus der Vorratskammer. Anderes wiederum klingt in Verbindung mit Kosmetik ziemlich bizarr. Zudem: Die Beschaffung einiger Dinge dürfte gar nicht so einfach gewesen sein. 

Aber schauen Sie selbst. Ein kleiner Überblick in loser Reihenfolge über die Zutaten, die zur Haarpflege eingesetzt worden sind:

Seifenkraut, Eiweiß, Apfelessig, parfümierte Essige, Kamillentee, Galläpfel, Eicheln, Eichenrinde, Wein, Eisen, Ätzkalk, Öle - z.B. Mandelöl + Rizinusöl, Weinreben-Asche, Natron, Gerbsäuren, Alaun, Eier, Quecksilber, Kräuter, Eidechsenfett, Oliven, Zitronen, Bienenwachs, Brandtkalk, Orpiment, Kernseife, Rosmarinwasser, Nessel, Minze, Weihrauch, Leinsamen, Safran, Kümmel, Arsen, Henna, Ziegenmilch, Ulmenrinde, Weidewurzel, Schilfwurzel, Brennnessel, Minze, Thymian, Zwiebelschalen, Cognac, Eigelb, Bier

Schwarzkopf sorgt für DIE Innovation

Einige dieser „Haarpflegeprodukte“ wurden in Küchen, bzw. Kochstellen, nach Rezept gekocht und zusammengerührt. Irgendwann nahm Seife am Stück dann einen begehrten Platz zur Haarwäsche ein. Auch kamen schon bekannte Utensilien wie Rasiermesser, Pinzetten, Scheren, Bimssteine, Kämme und Bürsten weit vor unserer Zeit zum Einsatz. 

Im Jahre 1903 kam es dann aber zu einer wirklichen Innovation. Für 20 Pfennige pro Tüte war es fortan möglich ein Haarshampoo in Pulverform zu kaufen. Dieses neue Pulver wurde lediglich in Wasser aufgelöst und dann auf das Haar aufgetragen. Fertig war die erste „All In – Waschlösung“ für Haare. Verantwortlich dafür: Hans Schwarzkopf. Das Logo seiner Produkte ist Ihnen mit Sicherheit ein Begriff. 

Seitdem schreitet die Entwicklung von Haarpflegeprodukten immer weiter voran. Und, um nochmal einen kleinen Blick auf die Liste zu werfen: Einige Inhaltsstoffe feiern in der heutigen Zeit quasi eine Art Comeback. Entwicklung auch durch Lernen aus der Vergangenheit. 

„Ich bin die Sklavin meiner Haare.“

Wie beim Thema Haut- und Gesichtspflege gibt es auch beim Thema Haarpflege Vorbilder und Ikonen. Kleopatra und Nofretete wurden hier auf unseren Seiten bereits erwähnt. Beim Thema Haare fällt uns auf jeden Fall eine weitere sehr beeindruckende Frau ein. Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837-1898). Besser bekannt ist die Gattin von Kaiser Franz Joseph als Sisi, Kaiserin von Österreich. 

Bei ihr kann man den Überlieferungen zufolge schon fast von einem Schönheitswahn sprechen, der einen Großteil ihres Lebens bestimmt hat. Besonders ihre Haarpracht, teils reichte ihre Mähne bis zu den Fersen, spielte eine große Rolle. Eine so große Rolle, dass sie sogar einmal gesagt haben soll: „Ich bin die Sklavin meiner Haare.“ Wenn man bedenkt, dass sie zusammen mit der persönlichen Hoffriseurin Fanny Feifalik angeblich bis zu 3 Stunden täglich für die Haarpflege aufgewendet haben soll, kann man erahnen, welchen Stellenwert die Haare hatten. 

Auch Sisi probierte Inhaltsstoffe und Zutaten aus, um ihrem Ideal von Schönheit möglichst nah zu kommen. Um Spliss zu vermeiden, verwendete sie einen Mix aus Brennnesseln, Zitronenwasser und Apfelessig. Für die ausgiebige Haarwäsche hatte Sisi ein spezielles Rezept. Alle 14 Tage kam eine Mischung aus Cognac und Eigelb zum Einsatz, die ihre Haare zum Glänzen bringen sollte. Schauen Sie sich einmal Bilder der jungen Sisi an, staunen über das überwältigende Haar und überlegen einmal, wie lange Sisi warten musste, bis ihr Haar nach der Wäsche endlich getrocknet war. Einfach hatte es die Kaiserin in der Beziehung wahrlich nicht. 

Wir haben es heute dagegen ziemlich einfach. Egal ob Haut- oder Haarpflege: Die passenden Produkte sind auf dem Markt. Angst vor Vergiftung oder Verätzung brauchen wir im Gegensatz zu unseren Vorfahren keine haben. Und Schönheitsidealen hin oder Schönheitswahn her: So viel Zeit wie Sisi muss wirklich niemand mehr im Bad verbringen, um seinem Körper etwas Gutes zu tun.