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Haarpflege & Co.

C.J. Walker - Black is beautiful

"Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum". So oder zumindest so ähnlich muss sie angefangen haben, die Lebensplanung von Sarah Breedlove, geboren 1867 auf einer Plantage in Louisiana, Vollwaisin mit 7. Mit dem Namen können die wenigsten etwas anfangen. Mit ihrem späteren Namen dafür umso mehr: Madam C. J. Walker (Madam ohne e) – eine Ikone der Haarpflege aus den USA.

„Ich bin eine Frau, die von den Baumwollfeldern des Südens stammt. Von dort wurde ich an den Waschzuber befördert und von dort aus in die Kochküche. Und von dort stieg ich in die Herstellung von Haarprodukten und die Haarpflege ein. Ich habe meine eigene Fabrik auf meinem eigenen Grund und Boden gebaut.“ Kürzer und prägnanter kann man ein Leben voller Extreme kaum beschreiben. Aus mehr als ärmlichen Verhältnissen, zudem als dunkelhäutige Afro-Amerikanerin alles andere als privilegiert, hinein in eine Welt voller Erfolg, Reichtum und Einfluss. Aus Sarah Breedlove wurde Madam C. J. Walker, eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Frauen ihrer Zeit. Mit Glück hatte dieser Lebensweg allerdings nichts zu tun: „Der Erfolg, den ich erzielt habe, ist das Ergebnis vieler schlafloser Nächte und harter Arbeit“, diktierte Madam C.J. Walker einem Reporter 1919 ins Notizbuch. 

Es war aber nicht nur der eiserne Wille, der ein Haarpflegeimperium aufbauen sollte. Vielmehr bearbeitete Madam Walker das Thema Haare auch wegen ihres eigenen Leidens. Mit Mitte 20 kämpfte sie aufgrund einer Kopfhauterkrankung mit Haarausfall. Zu dieser Zeit traten diese Probleme häufig auf. In der ärmeren und besonders der Afro-Amerikanischen Bevölkerung herrschte Hygienemangel, der wiederum in gesundheitlichen Problemen mündete. Sie forschte und entwickelte nach passenden Lösungen. Haarpflege wurde ihre Passion. Ihr Ziel: Produkte auf den Markt bringen, die für die Zielgruppe der dunkelhäutigen Menschen mit entsprechenden Haaren passt. Auftakt ihrer Linie wurde Madam Walkers „Wonderful Hair Grower“, ein Kopfhaut-Conditioner mit Heilrezeptur für geschädigte Kopfhaut und besserem Haarwachstum. 

Traum von Schönheit, Unabhängigkeit und Selbstachtung

Getreu dem Motto „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ ließ sich Walker von nichts und niemandem abhalten. Sie ging von Tür zu Tür, reiste von Stadt zu Stadt, um ihre Produkte auf den Markt und an die Frau zu bringen. Bei ihrer Suche nach Investoren stand sie oft vor sprichwörtlich verschlossenen Türen. Frauen als Geschäftsfrauen wurden in der männerdominierten Welt schlicht nicht wahr, bzw. ernst genommen. Beharrlichkeit und eine positive Sturheit verhalfen Madam C. J. Walker schlussendlich aber doch zu ihrem unfassbaren Erfolg. 

In vielen Berichten, die man über Madam C. J. Walker findet, steht als ihr größtes Vermächtnis geschrieben, dass sie als erste Self Made Millionärin der USA gilt. Das mag nach heutiger Wertefeststellung sogar stimmen und ist bestimmt sogar ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte eines damals extrem geteilten Landes (Arm-Reich, Weiß-Schwarz, Mann-Frau). Und wenn wir den Aufzeichnungen und Zitaten glauben, dann war ihr Geld, Gewinn und Verdienst auch sehr wichtig. Aber, und das hat Walker immer wieder betont: Ihr Ansinnen war es zeitlebens dafür zu sorgen, dass jeder, der zu ihrem Unternehmen zählt, davon partizipieren kann. Sie hat ihren „Agents“, so nannte sie ihre angestellten Verkäuferinnen, stets vor Augen gehalten, dass man alles schaffen kann, wenn man es will. Frauen, die für Walker arbeiteten, hatten einen viel höheren Verdienst, mehr Verantwortung und Selbstständigkeit und weitaus höhere Karrierechancen im Leben, als es zu dieser Zeit, besonders in den USA, üblich war. 

Es war ihr Traum von Schönheit, Unabhängigkeit und Selbstachtung, der ihr gesamtes Wirken antrieb. Sie sah ihre Verantwortung als Unternehmerin nicht nur in der Qualität ihrer Haarpflegeprodukte, den Arbeitsbedingungen ihrer Partner und Angestellten, sie engagierte sich vielmehr ihr ganzes Leben für Benachteiligte, Unterdrückte und Unterprivilegierte. Sie kämpfte für Freiheit und Recht für die Afro-Amerikanische Bevölkerung und setzte sich für die Selbstbestimmung der Frauen ein. Walker verdiente viel, aber spendete auch einen Großteil. Und man kann nicht behaupten, dass sie mit ihrem Reichtum geizte. Jeder sollte sehen, was möglich ist. Ihre Villa Lewaro galt als Protzbau voller Luxus. Auch hier hatte Madam C. J. Walker einen Plan. Ihre „schwarze Gemeinschaft“ sollte sehen, was alles möglich ist im Leben. Die Villa Lewaro war ein Statement. Sie war ihr Statement, um der Welt ihren Erfolg zu zeigen. 

Posthum in die National Business Hall of Fame

Haare waren ein großes Thema in dieser Zeit und zeichneten sich exemplarisch für den Rassenkampf, in dem sich die USA befand. Die glatten Haare der weißen Bevölkerung galten als ideal und Norm. Die krause, lockige Haarpracht der Afro-Amerikaner, stand für Sklaventum und Armut. Da Walker in ihren Haarbehandlungen neben ihren Pflegeprodukten auch das sogenannte „Heiße Eisen“, einen warmgemachten Eisenkamm zur Glättung der Haare, verwendete, sah sie sich Vorwürfen des Verrats am „schwarzen“ Volk ausgesetzt. Kritiker interpretierten in die Glättung der Haare von Afroamerikanern den Wunsch, oder den Drang, sich dem gängigen Schönheitsideal der „weißen“ Bevölkerung anzupassen. Diese Intention wurde von ihr stets abgewiesen und passte eigentlich auch gar nicht in ihr gelebtes Verständnis von Selbstbestimmung, Selbstachtung und Chancengleichheit. 

Madam Walker wurde posthum in die National Business Hall of Fame im Museum of Science and Industry in Chicago, in die National Women's Hall of Fame in Seneca Falls, New York, in die American Health and Beauty Aids Institute Hall of Fame in Chicago (www.ahbai.org) und in das Black Wax Museum in Baltimore aufgenommen. Sie erhielt einen Distinguished Service Award von der Direct Selling Association. Und sie wurde von der Harvard Business School als eine der "großen amerikanischen Wirtschaftsführer des zwanzigsten Jahrhunderts" bezeichnet. 1998 wurde sie mit einer US-Briefmarke im Rahmen der Black Heritage Series geehrt. 

Auch wenn ihre Haarpflegeprodukte es nicht bis in unsere Zeit geschafft haben, eines steht außer Frage: Madam C. J. Walker hat der Welt ihren Stempel aufgedrückt. Nicht nur zu Lebzeiten.

Mathilda Harper

Die Geschichte eines amerikanischen Traums, von Schönheit und von Wellness. Hier bei uns im kleinen Haarkosmos.

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Madam C.J. Walker

Weitere interessante Informationen, Fotos und Videos sind auf der offiziellen Website von Madam C. J. Walker.

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