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Haare & Kopfhaut

Haarausfall, aber warum?

Es soll Menschen geben, denen ist ihre Frisur wichtiger als ihr Outfit. In der Tat haben Haare einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Haarausfall betrifft alle Menschen, hat völlig unterschiedliche Ursachen und ist für Viele ein unangenehmes Thema, vor allem wenn der Haarausfall besonders früh oder gar plötzlich auftritt. Dabei ist Haarausfall zunächst einmal etwas völlig Natürliches.

Ohne genauer über Haarausfall, Gründe und Ursachen zu sprechen, beginnen wir mit der Lösung des Problems Haarausfall, das für viele Menschen ein leidiges und belastendes Thema ist. Schauspieler Telly Savalas, alias Kommissar Kojak in „Einsatz in Manhattan“ präsentiert die Lösung mit einem Schmunzeln: „Der beste Schutz gegen Haarausfall ist eine Glatze.“ Wobei, strenggenommen, sind viele Glatzen gar nicht wirklich haarlos. Denn auch unter der scheinbar kahlen Stelle sitzen Haarfollikel, die Haare produzieren. Nur sind es nicht die dicken, sichtbaren Haare, sondern vielmehr das flaumige Vellushaar, das nicht wahrgenommen wird. 

Okay, der Ansatz ist natürlich nicht ernst gemeint und ehrlich gesagt, ist das Thema auch gar nicht lustig. Und es ist auf gar keinen Fall neu. Auch unsere Vorfahren aus längst vergangenen Zeiten und Epochen haben sich mit dem schütteren und lichter werdenden Haar beschäftigt. Doch bis heute ist das Rätsel der ausfallenden Haare nicht gänzlich erforscht. Immer wieder tauchen neue Erkenntnisse auf und helfen dabei, Ursachen, Wirkungen und Lösungen auf die Spur zu kommen. 

Haare haben wir Menschen reichlich. Mehrere Millionen sogar. Und bis auf Hände, Lippen, Fußsohlen, Finger- und Fußnägel kommen sie überall auf unserem Körper vor. Genauer gesagt, können Haare und Härchen auf bis zu 96% unserer Hautoberfläche wachsen. 

Haarausfall natürlich 

Die Beziehung mit unseren Haaren ist ein ständiges Kommen und Gehen. Während man durch den ganz natürlichen Haarausfall ca. 70 bis 100 Haare am Tag verliert, befinden sich etwa 85 - 90 % aller vorhandenen Haare eines Menschen in der Wachstumsphase. Fürs Aussehen ist diese Anzahl ausgefallener Haare völlig unbedeutsam, weil es schlicht nicht zu erkennen ist. Der Haarschaft, der sichtbare Teil des Haares, lässt uns weiter gutaussehen.

Neben dieser natürlichen Art des Haarausfalls gibt es aber weitere Arten, die mehr oder weniger schwerwiegender zur Geltung kommen. Zu nennen sind hier genetische, krankheitsbedingte und selbstverschuldete Gründe, weshalb Haare ausgehen und ausfallen können. In jedem Fall ist es ratsam einen Dermatologen aufzusuchen, wenn Sie der Meinung sind, dass Sie mehr Haare als normal verlieren. 

Haben Sie das Gefühl, dass Sie mehr Haare verlieren, z.B. wenn Sie morgens im Bad vereinzelte Haare aus dem Waschbecken fischen, oder ständig die Bürste von Haarresten befreien müssen? In diesem Fall sprechen Dermatologen von „Effluvium“, dem medizinischen Fachbegriff für Haarausfall. Auch wenn kaum jemand je seine ausgefallenen Haare gezählt hat, mehr als 100 ausgefallene Haare pro Tag zählen dann zu „Effluvium“. 

In vielen Fällen ist es übrigens so, dass der Haarausfall quasi von alleine wieder verschwindet. Denn sollten z.B. Medikamente, Stress oder Mangelernährung für den temporären Ausfall die Verantwortung tragen, so normalisiert sich ihre Haarpracht wieder, sobald die verantwortlichen Trigger verändert oder abgestellt worden sind.

Die Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V. listet weitere Ursachen auf:

  • Stress
  • Diät
  • Fehlernährung über längere Zeit Begleiterscheinungen einer Krankheit (z. B. Infektionen, Psoriasis)
  • Medikamente (z. B. Antibiotika)
  • Chronische Krankheiten (z. B. Diabetes, Schilddrüsenerkrankung)
  • Blutarmut
  • Stoffwechselstörungen
  • Krebs
  • Vergiftungen
  • Hormonelle Veränderungen

Haarausfall ist nicht gleich Haarausfall. Es gibt viele Fachbegriffe, die einem über den Weg laufen, wenn man sich wohl oder übel mit dem Thema auseinandersetzen muss. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, möchten wir hier in unserem kleinen Hair Care Kosmos auf ein paar ausgewählte Arten des Haarausfalls kurz eingehen.

Anagenes Effluvium

Haarausfall, der wenige Tage bis Wochen nach dem auslösenden Ereignis auftritt. Als Beispiel sei die Medikamenteneinnahme genannt und besonders auch die Strahlen- und Chemotherapie. Die Haarfollikel werden geschädigt und in der Folge fallen die Haare aus. Oftmals verliert der Betroffene oder die Betroffene das Haar vollständig. Allerdings kann sich das Wachstum wieder „erholen“ und das Haar wächst neu nach. Das kann aufgrund der Wachstumsphase jedoch länger dauern, bis die alte Haarpracht wieder sichtbar ist.

Telogenes Effluvium

Hier fallen die Haare aus, die sich in der Ruhephase befinden. Diese dauert in der Regel 3 Monate. Durch Kämmen und Bürsten fallen die Haare nun aus. Dies ist ein völlig natürlicher Vorgang. Aufgrund einzelner Auslöser wie z.B. Stress oder Fieber, kann es zu einem erhöhten Aufkommen ausfallender Haare kommen. Allerdings zeitversetzt und nicht unmittelbar.

Androgenetische Alopezie

Bei dieser Variante des Haarverlustes reagieren die Haarfollikel überempfindlich auf das Hormon DHT (Dihydrotestosteron - Metabolit vom Testosteron). Schrumpfung und Verkümmerung der Follikel sind die Folge. Wenn überhaupt werden nur noch Vellushaare gebildet. 

Androgenetische Alopezie (Hormonell erblich bedingt) bei Frauen

Frauen in den Wechseljahren (Klimakterium) haben mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Haarausfall kann dazugehören. Durch starke hormonelle Veränderungen, der Östrogenspiegel nimmt ab und männliche Hormone bauen sich verstärkt auf, dünnen Haare aus und fallen aus. Für betroffene Frauen eine zusätzliche psychische Belastung. Eingangs hatten wir ja bereits über die enorme Bedeutung der Haare für jeden einzelnen gesprochen. Dass sich das Haar wieder „auffüllt“ ist nicht zu erwarten. 

Auch in der Schwangerschaft verändert sich der Zustand der Haare, bzw. das Wachstum. Aufgrund des steigenden Östrogenspiegels gelangen mehr Haare in die Wachstumsphase als üblich. Das Haar ist voller als gewohnt. Allerdings kehrt sich das nach der Geburt wieder um, und das kurzzeitig vollere Haar dünnt sich wieder aus. Hierbei ist der Haarausfall in den meisten Fällen wirklich nur temporär zu beobachten. Vergleichbar sieht es auch nach dem Absetzen der Pille aus. Auch hier verändert sich die Anzahl der Haare.

Androgenbedingter Haarverlust bei Männern (Androgenetische Alopezie)

Liebe Männer, wie oft vergleicht Ihr eure alten Fotos mit dem aktuellen Spiegelbild, streicht mit der Handfläche sanft über eure Schläfe und seufzt ob des immer weiter schwindenden Haares? Geheimratsecken sind das Stichwort, ein schmerzendes, in der Tat. Denn wer mag es schon leiden, dass besonders an den Seiten mehr Kopfhaut zu sehen ist als Kopfhaar? Leider gehört diese Form des Haarausfalls zu den Formen, die nicht auf eine Spontanheilung hoffen kann. Ohne auf eine Haartransplantation zurückzugreifen, werden hier auch in Zukunft keine Haare mehr wachsen. Nicht selten steht als Endergebnis die Glatze.

Nein, wir sehen das nicht als ultimativen Schutz vor Haarausfall. Diese Form ist nicht krankheits-, sondern erblich bedingt. Das Alter, in dem das passiert, kann nicht vorhergesagt werden. Manchen Mann trifft es in den 30ern, andere Männer in den 50ern oder gar erst im hohen Alter. Bei dieser hormonellen Variante des Haarausfalls gibt es für Männer quasi einen gegenteiligen Effekt, wenn sie aufgrund von z.B. Prostatakrebs eine hormonelle Behandlung durchlaufen. In diesem Fall wird der Haarausfall gestoppt, bzw. tritt gar nicht erst auf. Ein weiteres Beispiel für den Einfluss der Hormone.

Alopecia areata – kreisrunder Haarausfall

Bei dieser Haarausfallerkrankung bilden sich auf dem Kopf, nach anfänglichem Brennen und Jucken, kreisrunde völlig haarfreie, kahle Stellen. Frauen und Männer sind betroffen. Dies kann auch schon bei jungen Erwachsenen plötzlich auftreten. In Deutschland sind mehr als 1. Mio. Menschen davon betroffen. Nicht heilbar, bzw. es gibt kein probates Mittel. Allerdings kann es zu einer Spontanheilung kommen. In der Regel bleibt das Problem über größere Zeiträume bestehen. Auch nach dem Verschwinden ist es nicht ausgeschlossen, dass es zu neuen, weiteren Phasen dieses kreisrunden Haarausfalls kommen kann. Über die genauen Gründe der Alopecia areata ist nichts konkretes bekannt. Forscher vermuten aber Autoimmunerkrankungen. Einige Betroffene leiden zudem unter anderen Autoimmunerkrankungen (Neurodermitis, Vitiligo/Weißfleckenkrankheit).

Alopecia areata universalis

Ausfall aller Kopf- und Körperhaare

Alopecia totalis

Im gesamten Kopfbereich fallen die Haare aus, auch Wimpern und Augenbrauen sind betroffen.

Diffuser Haarausfall – diffuse Alopezie – Alopecia diffusa

Im Gegensatz zum fast schon strukturierten Rückgang der Haare bei der androgenetischen Alopezie fallen in der diffusen Variante die Haare ziemlich gleichmäßig aus. Diffuser Haarausfall kann mehrere Ursachen und Gründe haben. Medikamente, Hormone, Fieber und Schilddrüsenerkrankungen gehören dazu.

Vernarbende Alopezien

Punktuell fallen die Haare aus und die Haarfollikel werden geschädigt, bzw. zerstört. Kleine Narben entstehen. Die Schäden scheinen Folge von Entzündungen zu sein, die durch verschiedene Aspekte auftreten können. Bakterien, Pilze, äußere Einflüsse sind hier exemplarisch genannt. 

Auch die Traktionsalopezie gehört in diese Kategorie der Alopezien und ist einer der selbstverursachten Gründe von Haarausfall. Frisuren sind hier u.a. die Auslöser. Sind Pferdeschwänze, Dutts, Zöpfe, Extensions & Co. zu straff gebunden oder zu schwer für die Haarwurzeln, kann es auf Dauer zu einer Schädigung genau dieser Haarwurzeln kommen. Auch das ständige Tragen von Caps, Mützen und Dreadlocks birgt Gefahren. Die Ursache ist somit einzig mechanischer Natur und keinem Krankheitsbild zuzuordnen.

Trichotillomantie

Durch das bewusste Reißen oder Zupfen, gehen die Haare aus. Psychologische Gründe, wie z.B. Stress, Angst, Depression, sind hier die Ursache, die es gilt, mit einem Facharzt zu lösen.

Trichophagie - Das Rapunzel-Syndrom

Bei dieser psychischen Krankheit handelt sich um eine Art Zwangsstörung. Besonders betroffen sind junge Frauen, die ihre eigenen Haare runterschlucken und essen. Geschieht dies über einen längeren Zeitraum, kommt es zu erheblichen gesundheitlichen Beschwerden, im Extremfall zum Tod. Haare können vom Körper nicht verdaut werden und stauen sich deshalb im Magen. Infolgedessen kann ein operativer Eingriff nötig werden. In jedem Fall ist es sinnvoll sich medizinische und psychologische Hilfe zu holen.

Bitte beachten Sie: Diese Informationen sind in keinster Weise mit einer medizinischen oder kosmetischen Beratung zu verwechseln. Bevor Sie sich zur Eigenbehandlung irgendwelche Mittelchen und Präparate aus dem Internet besorgen, für weiterführende Informationen und nötige Beratungen konsultieren Sie ihren Hausarzt, Dermatologen oder Apotheker.